Unser Karate unterscheidet sich in einigen Aspekten von dem vieler anderer. Zum einen setzt unser Verband auf die hohe Qualität von japanischen Instruktoren, die Karate in ihrem Heimatland studieren und später an uns weitergeben (siehe Fotoalbum). Mehr als 20 Jahre hatten wir sogar das Glück, unter der Leitung von Studentenweltmeister und Großmeister Shihan Norio Kawasoe zu trainieren, der sich in Österreich niedergelassen hatte, den Verband aufbaute und sein Wissen weitervererbte. Damit einher geht eine unterschiedliche Mentalität und Zielsetzung, die man mit dem japanischen Training verfolgt. Gelehrt wird Karate als eine effektive Form der zivilen Selbstverteidigung.
Man muss wissen, dass Karate auf Basis von überlieferten
praktischen Kampfszenarien oder realistischen Kampfchoreografien
(Kata) unterrichtet wird, in denen die alten Meister ihr Wissen
sammelten und in komprimierter Form der Nachwelt hinterließen.
Diese wurden von Generation zu Generation weitergegeben und so
sehen wir es auch als unsere Aufgabe an, die Essenz dieser
wunderbaren Kampfkunst weiter zu vermitteln und zu bewahren. Auch
das vermutlich bekanntere Sportkarate verwendet zwar immer noch
diese für den Sport leicht adaptierten Formen (Kata),
konzentriert sich jedoch auf eine sportlich dynamische und
möglichst ästhetische Ausführung mit nur imaginärem Gegner. Durch
die sportliche Bewertung im Punktesystem ist dieser Aspekt des
Karate eher mit einer Turnleistungsschau oder einer Tanz- und
Showeinlage vergleichbar, sodass die Bedeutung der Techniken
Großteils verloren geht. In manchen Verbänden gibt es zwar
Sportwettkämpfe in der künstlerischen Interpretation der Kata,
jedoch sind diese bewusst überzeichnet, völlig überstilisiert und
unrealistisch, befriedigen dadurch aber den modernen
Unterhaltungsanspruch und lassen einen sportlichen Vergleich zu.
Auf Okinawa gab es damals keine Meisterschaften und Kata wurden
entwickelt, um sich gegen Angreifer zur Wehr zu setzen. In
unserem Verein gehen wir auf diese Wurzeln zurück. In diesem
Sinne wird auch das Kumite (jap.
„Begegnung der Hände“, also Freikampf,Sparring) verstanden, in
der verschiedenste Techniken aus der Kata am Partner freier geübt
werden. Man kommt zum Beispiel zu Beginn mit dem Partner überein
nur zwei bestimmte Abwehr und Angriffstechniken zu verwenden, um
diese zu perfektionieren. Später erhöht man die Anzahl, die
Variation und die Intensität der Techniken oder auch die Richtung
in die man ausweicht. Eine Sonderform dieses sehr umfangreichen
Trainingsformats beschränkt sich dann auf eine Auswahl an
kontrollierbaren Techniken für den sportlichen Wettkampf. Doch
erst, wenn man alle Trainingsformen und Teilgebiete, also Kihon
(Grundschule), Kata, sämtliche Kumiteformen, sowie Bunkai (Kata
Anwendung) ausreichend trainiert, erhält man eine ganzheitliche
Kampfkunst bzw. ein ineinandergreifendes Kampfsystem zur
Selbstverteidigung.
Um Karate zu verstehen, muss es jedoch auf einem soliden Fundament errichtet werden, so wird außerdem besonderer Wert auf die geistige Entwicklung des Übenden, im Speziellen auf die Tugenden Respekt, Höflichkeit, Disziplin und Durchhaltevermögen gelegt. Man lernt mit einem Partner umzugehen und mit ihm oder ihr zu arbeiten. Eine Möglichkeit seine Fertigkeiten und seine Fortschritte zu überprüfen ist die Teilnahme an Meisterschaften, in denen unser Verein durchaus aktiv involviert und Vereinsmitglieder bis hin zu Europa- und Weltmeisterschaften sendet. Der motivierte Geist sucht gerade in jungen Jahren nach Bestätigung und Anerkennung. Meisterschaften bieten unserer Auffassung nach vor allem die Chance anstatt des Gegners sich selbst zu testen und daran zu wachsen. Vereint man alle diese Aspekte über die Jahre und geht kontinuierlich weiter, findet man mitunter schlussendlich den Weg des Karate, oder auf Japanisch das Karate-Do.